In den 1990er Jahren erfuhr ich von Karl Schaubitzer, dass das kleine Fachwerkhäuschen am Ortsrand von Oberhasel, in dem ein Schafhalter Heu lagerte, einmal ein Gemeindebackhaus gewesen sein soll. In unserer Gemeinde, wo überall Hausback-öfen in den Bauernhäusern vorhanden sind, ist ein Gemeinde-backhaus etwas Besonderes. Ich beschloss, dieses seltene Stück, das in einem schlechten Bauzustand war, unbedingt zu erhalten, zu sanieren und wieder nutzbar zu machen. Am 17.1.1996 fand auf meine Initiative eine Besichtigung durch die Obere und Untere Denkmalbehörde statt. Danach wurde es in die Kreisdenkmalliste aufgenommen. Ich bat im Amtsblatt der Gemeinde am 19.1.1996 die Ober- und Kirchhaseler Einwohner um ihre Mitarbeit. Daraufhin wurden historische Backutensilien gespendet und ein kompletter ausgebauter Hausbackofen zum Wiederaufbau angeboten, denn im Backhaus gab es keinen Backofen mehr. Bei der Gemeindeverwaltung versuchte ich zu erreichen, dass das Häuschen vielleicht durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) saniert wird. Dort war aber anfangs kein rechter Wille vorhanden.
Im Jahre 2002 vereinigte sich die Einheitsgemeinde Kirch-hasel mit den Gemeinden des Gemeindeverbandes Uhlstädt zur Großgemeinde Uhlstädt-Kirchhasel. Auch hier versuchte ich immer wieder, den Bürgermeister auf die Verantwortung der Gemeinde zur Erhaltung ihrer Denkmale hinzuweisen. Als nach einer Ortsbesichtigung im Jahre 2006 der Bürgermeister das Gebäude wegen akuter Einsturzgefahr abreisen lassen wollte und die Streichung aus der Denkmalliste beantragte, bemühte ich mich um die Gründung einer Bürgerinitiative zur Rettung des historischen Gemeindebackhauses. Ich setzte einen Artikel unter der Überschrift "Wir retten das Backhaus in Oberhasel! Wer macht mit?" ins Gemeindeamtsblatt. Die Ober-haseler Bürger Detlef Hercher und Bernd Schaubitzer erklärten sich sofort bereit und krempelten auch gleich die Ärmel hoch. Zuerst wurden mehrere Fuhren Heu aus dem Inneren entsorgt und die Dachziegel abgenommen, um die Fachwerkkonstruktion zu entlasten. Danach wurde die bachseitige Fachwerkwand durch den Engerdaer Zimmermann Hans Zimara erneuert und das Dach neu gedeckt. Bei einem Lehmbauseminar im Jahr 2007, zu dem wir die Architektin Jana Bollmann aus Mötzelbach gewinnen konnten, haben viele Freiwillige die Gefache der neuen Wand mit Staken und Lehm geschlossen und die anderen Lehmwände ausgebessert. Der größte Glücksfall trat ein, als der Kirchhaseler Markus Hase, Bauleiter beim Rudolstädter Baubetrieb STRABAG, anbot, die Sanierung des Backhauses als Lehrlingsbaustelle zu übernehmen. Zwischen der Gemeinde und dem Baubetrieb wurde vereinbart, dass die Lehrlinge die Arbeiten kostenlos ausführen und die Gemeinde das benötigte Material bezahlt. Ab dieser Zeit (2009/2010) ging es rasant vorwärts. Die Lehrlinge bauten den Backofen, verlegten Natursteinpflaster im Backhaus und pflasterten die Außenterrasse, bauten eine Bachtreppe und einen Forellenteich. Zudem wurde mehrere Obstbäume auf dem Backhausgelände gepflanzt.
Am 7. Oktober 2010 erfolgte die Einweihung des Backhauses. Nach einigen vorhergehenden Tests wurden im neuen Backofen die ersten Brote, Kuchen und Pizzen und am 13. November die ersten Weihnachtsstollen gebacken.
Die Bürgerinitiative, die die Sanierung des alten Backhauses vorangetrieben hatte, bildete sich am 7. Oktober 2010 zum Backhausverein Oberhasel e.V. um. Zum ersten Vereins-vorsitzenden wurde Detlef Hercher und Falk Kießling zu seinen Stellvertreter gewählt. Roswita Kießling übernahm die Vereinskasse. Zu den Gründungsmitgliedern zählten weiterhin Christel Pfotenhauer (alle o.g. aus Oberhasel) und die Kirch-haseler Markus, Steffi und Tobias Hase und natürlich ich.
Durch weitere Beitritte erweiterte sich der Verein kurz nach der Gründung auf 15 Mitglieder.
Am 4. September 2011 fand unser erstes öffentliches Backhausfest anlässlich des ersten Jahrestages der Einweihung der sanierten Orgel in der Kirche Oberhasel statt. Solche Backhausfeste veranstalteten wir nun jährlich, immer in Verbindung mit einem (Orgel-) Konzert in der Oberhaseler Kirche. Auf Einspruch des Backhausvereins wurde der Verkauf des Gemeindesaales in Oberhasel als einziger kulturelle Veranstaltungsort der Dorfgemeinschaft verhindert. Darauf hin wurde dem Backhausverein von der Gemeinde die Verwaltung, Pflege, Nutzung und Vermietung des Gemeindesaales übertragen. Die Einnahmen aus der Vermietung kommen dem Verein zu gute, er muss aber auch die anfallenden Betriebskosten tragen. Die finanziellen Erlöse aus dem Backhausfesten und der Vermietung des Gemeindesaales werden in die Verbesserung des Dorflebens investiert. So gab der Verein z.B. einen Geldzuschuss für die Errichtung eines Kinderspielplatzes neben dem Backhaus. Außerdem kaufte der Backhausverein Kirchenbänke aus einer Kirchen-auflösung und spendete sie der Oberhaseler Kirche. Der Verein pflegt auch die öffentlichen Plätze des Dorfes, so werden z.B. auf der Backhauswiese, dem Spielplatzes und dem Friedhof mehrmals im Jahr das Gras gemäht. Außerdem ist es auch notwendig, immer mal Brennholz für den Backofen im Wald zu schlagen und aufzubereiten.
Neu errichteter Spielplatz neben dem Backhaus (2014) Vom Backhausverein gespendete Kirchenbänke
Das Backhaus wird gern von anderen Vereinen genutzt, z.B. vom Heimatverein Teichweiden, den Multikar-Freunden Kirchhasel, Wandervereinen usw. Hier ließen die Kindergarten-kinder zusammen mit ihren Eltern Wanderungen mit gemein-samen Pizzabacken ausklingen oder der Jugendförderverein traf sich hier mit auswärtigen Jugendgruppen zum gemein-samen Backtag. Aber auch für private Geburtstagsfeiern wird das Backhaus und das idyllische Gelände drum herum gerne gemietet. Für die Mitglieder des Backhausvereins ist immer das Weihnachtsgänseessen am Jahresende (siehe Bild) die schönste Belohnung für ein erfolgreiches Jahr, in dem gemeinnützige Arbeit für die Oberhaseler Dorfgemeinschaft und für die zahlreichen Besucher geleistet wurde.
Bei dem großen Haselbachhochwasser am 17. Mai 2013 wurde auch das Backhaus beschädigt. Darauf hin ist der Schutzdamm um die Giebelseite herum verlängert worden. Der geplante Bau eines überdachten Sitzplatzes mit Toiletten, für den es schon eine Förder-zusage gab, konnte nicht realisiert werden, da die Gemeindeverwaltung ihre Baugenehmigung im Überschwemmungsgebiet des Baches zurückzog. Danach wurden zwei Trockentoiletten in der Nähe des Backhauses und des Fußballplatzes aufgestellt.
Nach 10jähriger erfolgreicher Arbeit gab Detlef Hercher aus gesundheitlichen Gründen den Vereinsvorsitz im Januar 2020 ab. Als neuer Vorsitzender wurde Jürgen Weyer, als 2.Vorsitzender Thomas Hercher und als Kassiererin Steffi Hase gewählt. Neue Projekte im Jahre 2020 waren das Anlegen eines archäologischen/regionalgeschichtlichen Wanderweges "Auf den Spuren König Otto I. zur Wüstung Benndorf und zu mittelalterlichen Weinbergen". Das Projekt wurde mit LEADER-Geldmitteln der Europäischen Union gefördert. Die Einweihung erfolgte am 18. Oktober. Unser größtes Projekt im Jahre 2021 war der Anbau von zwei Toiletten an den Gemeindesaal in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union (LEADER-Fördermittel). Die Projektabschlussfeier erfolgte am 20. August. Gleichzeitig wurden die Küche und der Vereinsraum im Erdgeschoss renoviert. Der Gemeindesaal und auch das Backhaus mit dem Außengelände können für Vereins- oder Familienfeiern gemietet werden. Außerdem ist die Ausleihe unseres Partyzeltes und der Bierzeltgarnituren möglich (siehe folgenden Terminkalender, Preisliste und Nutzungsvereinbarung als pdf-Datei). Für den Saal wurden 2022 ein Projektor/Beamer mit Kinoleinwand und Tontechnik und Verdunkelungsrollos angeschafft, so dass nun auch Filmabende, Vorträge und Lehrgänge stattfinden können. 2022 sind mit Hilfe von Lotto-Fördermitteln die Räume im Dachgeschoss des Gemeindehauses, die vor längerer Zeit als Jugendclub genutzt wurden, von den Vereinsmitgliedern saniert worden. 2023 wurde die Außenfassade des Gemeindehauses saniert und mit einem neuen Farbanstrich versehen sowie der Dachstuhl mit Insektenschutzmittel gestrichen. Für 2024 wurden Fördermittel aus dem europäischen LEADER-Programm beantragt für die Erneuerung der fast 200 Jahre alten Treppenanlage im Gemeindesaal.