Die Haseldörfer im Mittelalter

In einer Urkunde vom 27. März 1305 ist der Edle Ulrich von  Hasel als Zeuge beim Grundstücksverkauf des Grafen Otto von Orlamünde an das Kloster Ichters-hausen genannt. Dieses ist die erste sichere schriftliche Erwähnung des Ortes HASELA. Der Ortsname bezeichnet eine am Wasser (Bach) gelegene Siedlung bei den Haselsträuchern. Die Ortsnamensforscher rechnen Orte mit der Namensendung –a zu den ältesten Orten unserer Region. Es wird angenommen, dass die ersten Siedler in thüringischer oder früher fränkischer Zeit (6.-7. Jh.) ansässig wurden. Anzunehmen sind anfangs Einzelhöfe oder Weiler, die in karolingisch-ottonischer Zeit (8.-10. Jh.) zum Haufendorf HASELA zusammenwuchsen. In der Zeit des Hochmittelalters (1000-1250) herrschten günstige klimatische Bedingungen, die ein Anwachsen der landwirtschaftlichen Produktion und damit verbunden eine enorme Vergrößerung der Bevölkerung hervorriefen. In dieser Zeit wurden viele Wälder gerodet und neue Dörfer gegründet, so auch die Dörfer Oberhasel (Straßendorf), Unterhasel (Angerdorf) und Benndorf. In dieser Zeit verbreitete sich auch der Weinbau im Saaletal und in den Nebentälern (Bild 4, unten). Die im Spätmittelalter (1250-1500) beginnende "Kleine Eiszeit" bewirkte eine Verschlechterung der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen. Außerdem fiel ein großer Teil der Bevölkerung der grassierenden Pest zum Opfer. Viele in der Rodungszeit neu gegründete Dörfer auf ungünstigen Standorten wurden deshalb verlassen und fielen wüst.  Das betraf auch das Dorf Benndorf, welches sich auf der Buntsandsteinplatte oberhalb des Saaletals befand. Das Saalefischerdorf Redwitz zwischen Unterhasel und Rudolstadt, dem Namen nach eine slawische Siedlung aus dem 7.-8. Jh., wurde im 16. Jh. wegen ständiger Saalehochwasser aufgegeben. Die meisten Einwohner dieser Orte siedelten nach Kirchhasel um. Das älteste erhaltene Gebäude in Kirchhasel ist der untere Teil des Kirchturmes, der um 1300 als Wehrturm entstand und in seinem Inneren schon damals einen Altar enthielt. Er gehörte evtl. zum Gutshof der in den Urkunden mehrfach genannten Herren von Hasel, die anfangs orlamündische Lehnsmänner waren. Als Graf Otto von Orlamünde 1340 ohne Erben starb, gingen mit Rudolstadt wahrscheinlich auch die Haseldörfer in den Besitz der Schwarzburger Grafen über. Nur Oberhasel verblieb bei den  Wettinern, die die Grafschaft Orlamünde übernahmen. Allerdings war Oberhasel bis ins 18. Jh. hinein ständiger Streitpunkt, weil auch die Schwarzburger Besitzansprüche behaupteten. Um 1500 wurde der Kirchhaseler Wehrturm erhöht und mit einer spitzen Turmhaube versehen sowie das Kirchenlanghaus angebaut (siehe oberes Bild). Aus dieser Zeit stammt auch der wertvolle Schnitzaltar der Kirche aus einer Saalfelder Altarwerkstatt (Bild 3, unten). Der von Lehfeld erwähnte spätgotische Taufstein der Kirchhaseler Kirche ist verschollen (Bild 2, unten). Das neben der Kirchtür eingelassene Steinrelief, das sogenannte "Hammermännchen" stammt wahrscheinlich aus vorchristlicher, heidnischer Zeit (Bild 1, unten).  


Vergleiche

Jürgen Weyer: Die Haseldörfer im Mittellalter (2017 / siehe Veröffentlichungen/Bücher),

Jürgen Weyer: Weinanbau in den Haseldörfern (2016 / Veröffentlichungen/Bücher),

Jürgen Weyer: Denkmal Kirche - Ein Geschichtsrundgang zum Denkmaltag am 9.9.2018 (2018 / Veröffentlichungen/Einzelbeiträge),

Jürgen Weyer: Karten und Luftbilder erzählen Kirchhaseler Geschichte (2018 / siehe Veröffentlichungen/Bücher), 

Jürgen Weyer: Hospitäler in Rudolstadt (2014 / Veröffentlichungen/Einzelbeiträge)

Jürgen Weyer: Die "Königsstraße" zwischen der Pfalz Saalfeld und der Pfalz Saufeld/Thangelstedt (2020 /  siehe Veröffentl./Bücher)

Jürgen Weyer: Neues von der Wüstung Benndorf (2020/ siehe Veröffentlichungen/Einzelbeiträge)


Bild 1: Kirchhaseler Hammermännchen; Bild 2: Spätgotischer Taufstein (verschollen): Bild 3: Spätgotischer Schnitzaltar;

Bild 4: spätmittelalterliches Weinbauareal in der Flur Kirchhasel (40 ha) und Oberhasel (12 ha)