Die Haseldörfer in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation versuchten die Kirchhaseler wieder an alte Zeiten anzuknüpfen: 1923 ersetzten sie die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Kirchenglocken durch neue (Bild 1), gründeten 1926 eine Herdbuchgenossenschaft, setzten 1927 den Bau der Kanalisation fort und errichteten 1929 die Saalebrücke bei UnterhaseI. In der neuen Demokratie der Weimarer Republik wählten die Kirchhaseler (jetzt auch die Frauen) mehrheitlich den Thüringer Landbund, für den sich der Kirchhaseler Landwirt Willi Heunsch politisch engagierte und mit dem er in den Thüringer Landtag einzog. 1929 wurde der Thüringer Landbund allerdings zum Steigbügelhalter der Nazipartei in Thüringen.

Nachdem sich die NSDAP 1933 auch in Gesamtdeutschland durchgesetzt hatte und Hitler an die Macht kam, hielten die meisten Leute das anfangs noch für die richtige Wahl, weil es wirtschaftlich wieder aufwärts ging. In Kirchhasel wurde 1934 zur Bewässerung der Saalewiesen mit den städtischen Abwässern zwecks Hebung der Fruchtbarkeit eine Bewässerungsgenossenschaft gegründet und 1934-40 die Separation (Neuordnung) der Flur durchgeführt (Bild 3, unten). In der größten Bauernwirtschaft wurde der erste Traktor eingesetzt (Bild 4, unten). In Vorbereitung des Krieges entstand 1937/38 ein Reichsarbeitsdienstlager auf dem Territorium der Gemeinde (siehe Bild, oben). Neben der  vormilitärischen Ausbildung  mussten die zwangsverpflichteten Jugendlichen gemeinnützige Arbeiten mit dem Spaten (Melioration, Wegebau usw.) durchführen. Der 2. Weltkrieg 1939-45 kostete 33 Kirchhaselern das Leben. Der Krieg endete am 13.4.1945 mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen, die Anfang Juli von der sowjetischen Roten Armee als Besatzungsmacht abgelöst wurden.


Vergleiche

Jürgen Weyer: Geschichte der Haseldörfer (2005 / siehe Veröffentlichungen/Bücher),

Jürgen Weyer: Kirchhasel in historischen Fotos (2008 / siehe Veröffentlichungen/Bücher),

Jürgen Weyer: Karten und Luftbilder erzählen Kirchhaseler Geschichte (2018 / siehe Veröffentlichungen/Bücher),

Jürgen Weyer: Euthanasie in der NS-Zeit am Beispiel einer in Kirchhasel geborenen Frau (2014 / Veröffentlichungen/Einzelbeiträge)

Jürgen Weyer: 1945- Erinnerungen an das Ende des 2. Weltkrieges (2020 / siehe Veröffentlichungen/Bücher)


Bild 1: Festlicher Empfang der neuen Kirchenglocken (1923); Bild 2: Autounfall am Gasthof "Zum Hirsch" (ca. 1930);  

Bild 3: Separation (Flurneuordnung 1937); Bild 4: Der erste Traktor (1942); Bild 5: Dreschmaschinen-Genossenschaft (ca. 1942)